Michael, 9 Jahre alt , 3. Klasse Sonderschule für Körperbehinderte

Michael schreibt gerade mit der linken Hand in Druckbuchstaben eine Nachschrift. Er wird wie bei den letzten Nachschriften eine gute Note erhalten. Eine 1 oder 2 ist möglich, das hängt von seiner Tagesform ab. Die Lehrerin ist begeistert von seinen Fortschritten.

Michi

Das Michael so gut in Deutsch ist, war nicht vorherzusehen. Seine zerebrale Bewegungsstörung verhinderte bis jetzt, daß Michael wie andere Kinder im gleichen Alter sprechen kann. Hinzu kommt seine feinmotorische Schwäche. Die Einschulung vor 3 Jahren war äußerst schwierig. Die Einrichtung für Lernbehinderte am Ort konnte Michael nicht aufnehmen. Bei einem theoretischen IQ von 60 gab es kaum eine Alternative. Er sollte in eine Schule für individuelle Lebensführung (Geistigbehinderten-Schule) gehen. An eine Grenzfallklasse wurde auch gedacht, aber eine Realisierung stand auf unsicheren Beinen. So nahmen wir als Ausweg die Möglichkeit wahr, Michael zur Probe in die Körperbehinderten-Schule der Pfennigparade gehen zu lassen.
Dies war eine große Herausforderung für alle Beteiligten, denn die Klasse galt als sehr stark und sollte nach dem Regelstoff der 1. Klasse vorgehen. Die Situation wurde für uns nach drei Monaten dramatisch, als das Nichbestehen der Probezeit drohte. Nun sollten alle, die uns vor dieser Einschulung gewarnt hatten - Doktoren, Lehrer und Psychologen - recht bekommen. Michael sei zu schwach für diese Schule.
Bei einem Seminar vom ISSAC (Internationale Vereinigung Nichtsprechender Menschen) hatte ich die Gelegenheit Betreuern, Logopäden und Therapeuten der Körperbehinderten-Schule der Pfennigparade zu zeigen, was ein Sprachcomputer alles kann. Danach haben wir die Möglichkeit bekommen, in einen interdisziplinären Arbeitskreis zu zeigen, was Michael mit seinem Sprachcomputer schon gelernt hat. Dies bewirkte die Verlängerung der Probezeit. Wir nutzten die Chance und waren ab diesem Zeitpunkt einmal wöchentlich bei seiner Klassenlehrerin um den Lernstoff in den Sprachcomputer zu übertragen.

aladin

Michael hat dadurch die Möglichkeit bekommen seine Arbeitsblätter mit zusätzlichen akkustischen Reizen öfters zu bearbeiten. Die Schreibübungen am Sprachcomputer wurden durch den Schreibunterricht in der Schule an einen normalen PC ergänzt. Seine Fingerfertigkeit steigerte sich stetig. Da der Sprachcomputer jedes getippte Wort spricht, verbesserte sich auch seine Aussprache.
Michael ist jetzt in der Lage, kleine Gedichte mit seiner Lautsprache buchstabierend vorzutragen und er kann mit der linken Hand recht ordentlich in Druckbuchstaben schreiben.
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